Josef Weil (1899 - 1949)

Josef Weil 1939Josef Weil wurde in Steinsfurt am 18 Juni 1899 als drittes von vier Kindern des Ehepaars Leopold Weil (*1863, ✡1917, beides in Steinsfurt) und Klara geb Kern (*1870 in Wollenberg, ✡1938 in Steinsfurt) geboren. Das älteste Kind Karoline (*1893) starb wenige Tage nach der Geburt . Schwester Irma (*1894), die 1919 den Viehhändler Julius Maier heiratete, ist zusammen mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern Ilsa und Manfred auf der Weil-Gedenktafel verzeichnet, weil sie alle in Auschwitz umgebracht worden sind. Josephs jüngster Bruder Karl (1905 - 1978) wanderte 1936 in die USA aus.

Josef besuchte nach der Grundschule ab 1908 die Realschule Sinsheim, die er im Sommer 1915 mit dem „Zeugnis über die bestandene Schlußprüfung” verließ. Sein Berufsziel wurde als „Kaufmann” angegeben . Er war später, wie sein Vater Leopold, Viehhändler und Landwirt. Ab 1935 wurde sein Beruf als Händler durch verschiedene verschiedene Gesetze der Nazis immer weiter eingeschränkt, bis ihm dieser Beruf 1938 völlig verboten wurde .

Josef Weil war im Dorf unter der Bezeichnung „Roter Seppl” bekannt. Er war Vorsitzender des Sportvereins. Eine der ersten Maßnahmender Nazis war 1933 die „Gleichschaltung” des Vereins und die Ersetzung von Josef Weil durch einen „arischen” Vorsitzenden.

Am 7. November 1931 heiratete er Alice Frank. Diese war am 16. Februar 1905 in Kehl als Tochter von Salomon Frank (*1874 in Nonnenweier, ✡1976 in Chicago) und seiner Ehefrau Babette geb Wertheimer (*1882 in Bodersweier, ✡1942 in Auschwitz) geboren. Das Ehepaar Josef und Alice Weil hatte eine Tochter, Susanne, die am 24. Oktober 1933 in Karlsruhe geboren wurde.

Josef Weil war Vorsitzender der jüdischen Gemeinde bis zu deren Ende. Daher unterschrieb er am 25. Oktober 1938 den Vertrag über den Verkauf der Synagoge.

Augenzeugen erinnern sich noch, wie er in der sog. „Kristallnacht” zusammengeschlagen wurde. Sein Haus wurde geplündert und verwüstet. Seine Mutter bekam von der Aufregung einen Schlaganfall und starb einige Tage später. Wir erinnern daher an sie auf unserer Gedenkseite.

Josef Weil selbst wurde ins KZ Dachau verbracht, wo er vom 12. November bis zum 28. Dezember 1938 als Häftling Nr. 21964 inhaftiert war .

Nach seiner Rückkehr aus dem KZ betrieb er seine Auswanderung. Er verkaufte sein Haus und seine Grundstücke und besorgte sich einen Pass für eine kurzfristige Auslandsreise. Diesen missbrauchte er, um mit seiner Frau und seiner Tochter im April 1939 nach Großbritannien auszureisen . Dort wurde die Familie zunächst interniert.

Josef konnte mit seiner Familie im Februar 1940 in die USA weiterreisen, da sein Bruder Karl für ihn bürgte . Hier starb er schon am 9. April 1949 in Dubuque (IA).

Seine Frau Alice heiratete später Simon Meier. Sie starb 2002 in Chicago.

Seine Schwiegereltern und deren Nachbarn blieben noch einige Zeit in Steinsfurt. Alle wurde eine Woche nach ihrer Abreise ergriffen und nach Gurs verbracht. Babette Frank wurde später in Auschwitz ermordet und ist auf der Weil-Gedenktafel in der Synagoge verzeichnet.

 

Quellen:

HStA Stuttgart, EA 99-001_Bü 162, Fragebögen zur Familie

Stadtarchiv Sinsheim, Bestand „Steinsfurt”, A 524, A 564, A 568

Grundbuchamt Sinsheim, Beiakten zum Synagogen-Grundstück

Das Passbild stammt aus GLA Karlsruhe, Bestand 377, Nr. 19106. Das Archiv hat freundlicherweise der Verwendung zugestimmt.