Sprache auswählen

Der Landbote” zur Einweihung:

In der Zeitung "Der Landbote", die sich selbst als "Anzeiger für den Amtsbezirk Sinsheim und Umgebung" bezeichnet, erschien am Dienstag, den 17. Juli 1894, (Nr. 83 des 55. Jahrgangs) folgender Artikel:

Beschreibung der Einweihungsfeierlichkeiten

Sinsheim, 16. Juni. Freitag der 13. Juli war für die isr. Gemeinde Steinsfurth ein schöner, festlicher, bedeutungsvoller Tag, galt es doch an diesem Tage die neue Synagoge feierlich einzuweihen und dieses neu entstandene Werk unter Gottes Segen zu befehlen. Wohl gefügt in geschmackvoller Form steht das äußere Werk da und lobt seinen Meister. Auch die zweckmäßige innere Einrichtung, die wohlgeordneten inneren Räume, die herrliche Beleuchtung, vorzüglich aber der von dem Frauenverein gestiftete kunstvoll gefertigte Vorhang fanden gerechte Anerkennung in den Augen eines jeden Besuchers. Der eigentliche Weiheakt, welchen zu vollziehen der allverehrte als vorzüglicher Redner bekannte Herr Bezirksrabbiner Dr. Sondheimer berufen war, verlief genau nach dem Programm ohne die geringste Störung und in musterhafter Ordnung. Ein imposanter Festzug, die Thorarollen, welche aus der alten Synagoge abgeholt wurden, in der Mitte, bewegte sich unter den ernsten
Fortsetzung des Textes aus dem Landboten  Klängen der Musik durch die festlich geschmückten Straßen des freundlichen Dorfes. Die beiden Geistlichen, der Bürgermeister mit dem Gemeinderat und die Lehrer hatten sich dem Festzuge angeschlossen: ein überaus schönes Bild der dort herrschenden Toleranz! Als der Zug vor dem neuen Gotteshause Halt machte, trug ein Schulkind ein von dem dortigen Lehrer verfaßtes passendes Gedicht vor und überreichte dem Herrn Rabbiner den Schlüssel. Aber der Raum des Gotteshauses war viel zu klein, um die ungemein große Anzahl der Festteilnehmer zu fassen. Lautlose Stille herrschte, als der Herr Rabbiner die in allen Teilen gelungene Festpredigt hielt, welche den Glanzpunkt des ganzen Festaktes bildete. Aber auch der Synagogenchor, von den Herren Hauptlehrer Burkart und Lehrer Hanauer eingeübt, zeigte sich seiner schwierigen Aufgabe vollkommen gewachsen. Nach Beendigung des gottesdienstlichen Teiles verließ die Versammlung in geordneter Weise das Gotteshaus. Die Festteilnehmer begaben sich in die bestimmten Lokalitäten, wo den trefflichen Speisen und Getränke wacker zugesprochen wurde. Ein gemütliches Tänzchen beschloß diesen herrlichen Festtag. 

 

 

Zurück zum Text Einweihung 1894