Tag des offenen Denkmals und Tag der jüdischen Kultur: 14. September 2014

Nachdem sich bei der Restaurierung der Synagoge alles verzögert hatte, haben wir die Synagoge „als Baustelle” geöffnet. Es kamen viele Besucher, vor allem auch aus der näheren und weiteren Umgebung. Sie erfuhren nicht nur, welche Pläne wir in der nächsten Zukunft haben, sondern konnten auch selbst die Schutzmaßnahmen für die Wände und die Probegrabungen besichtigen.

Um 15 Uhr fand eine Lesung aus dem Buch „Jüdische Persönlichkeiten im Kraichgau” statt. Es wurden drei Frauenschicksale vorgestellt:

Selma Rosenfeld (1892 - 1984) stammte aus Eppingen. Sie war zunächst als Lehrerin in verschiedenen Orten des Kraichgaus tätig, wanderte jedoch schon 1923 in die USA aus. Ab 1930 hatte sie eine Professur für Deutsch in Los Angeles inne. Sie gründete den Mädchenchor und war im German Club tätig.
Nach dem Krieg setzte sie sich mit dem neuen deutschen Erziehungswesen aueinander und hielt Vorträge darüber in den USA.
Die Eppinger Realschule heißt seit 2008 nach ihr "Selma-Rosenfeld-Realschule"

Ruth Schwob (1919 - 2012), die in Schwetzingen geborene, bekannte Künstlerin, überlebte das Dritte Reich, weil sie rechtzeitig mit ihrer Familie geflohen war. Sie fand in der Schweiz eine neue Heimat. Seit 1978 hat sie immer wieder Deutschland besucht und als Zeitzeugin über die Zeit des Dritten Reichs erzählt. Mehrere Ausstellungen ihrer Werke in ihrer Geburtsstadt Neckarbischofsheim und an anderen Orten hat sie noch erlebt.

Pauline Maier (1877 - 1942) stammte aus Baiertal und erhielt eine Ausbildung als Krankenschwester in Berlin und Breslau.
1913 tritt sie ins Jüdische Krankenhaus in Mannheim ein, dessen Leitung sie 1922 übernimmt. Anlässlich der Deportation der Juden aus Mannheim am 22.Oktober 1940 erhält sie von der Gestapo den Befehl, zurückzubleiben und sich weiter um die Leitung des Krankenhauses zu kämmern. Sie folgt jedoch freiwillig nach Gurs und kümmert sich dort um die Erkrankten. Sie errichtet eine Krankenbaracke und übernimmt den Pflegedienst.
Auch am 12.August 1942, bei der Deportation ihrer Patienten nach Auschwitz, wird ihr befohlen, zu bleiben. Sie folgt jedoch dem Transport und wird nach ihrer Ankunft in Auschwitz ermordet.