Sprache auswählen

Den folgenden Text konnten wir mit Erlaubnis des Autors, des Heimatforschers Emil Schumacher aus Rohrbach, übernehmen. 

Die Jüdische Gemeinde Rohrbach

Einzelne jüdische Familien gab es in Rohrbach schon sehr früh. Nach dem Lagerbuch von 1769 haben 6 jüdische Hauseigentümer Zins für ihre Häuser bezahlt. 1790 gab es 11 Familien am Ort. Die Juden waren zunächst „Schutzbürger”, die im Laufe der Zeit auch „Bürger” werden konnten mit allen damit verbundenen Rechten und Pflichten.

Dazu sind dem Gemeinderatsprotokoll vom 22. Dezember 1840 einige Hinweise zu entnehmen. Bei den Beratungen wurde folgendes festgestellt:

Ein Bürgernutzungsanteil dahier bestehet in einem halben Klafter Scheitholz samt Wellen, 2 Nutzholz- und 5 Hagstangen und 50 Bohnenstecken aus dem Gemeindewalde. Es erhalten aber nicht alsobald die Bürger nach ihrem Bürgerrechtsantritte oder Annahme diese Holzgabe, sondern die alljährliche, abzugebende Zahl ist auf 160 Gaben festgesetzt und die neu angehenden Bürger rücken in den Genuß derselben ein in der Reihe, wie sie als solche aufgenommen oder ihr angeborenes Bürgerrecht antraten, jedoch unter der Berücksichtigung näherer Umstände und in dem nach §9 der Gemeindeordnung für Rohrbach herausgestellten Verhältnisse, daß nach je 10 neu aufgenommenen Bürgern immer ein Schutzbürger einrückt.

Im Jahre 1786 zahlte die Rohrbacher Judenschaft „von einem Haus und Schul” 5 Kreuzer Gebäudezins. Nach dem Gebäudeversicherungsbuch von 1830 war eine Synagoge versichert mit 400 Gulden. Nach dem Neu- oder Erweiterungsbau 1832 wurde diese Summe um 1.800 Gulden erhöht auf 2.200 Gulden. Im folgenden Buch von 1841 hat die Israelitische Gemeinde eine Synagoge mit einem Lehrzimmer und einem Bad, massiv von Stein erbaut, mit einem Versicherungswert von 2.100 Gulden. Gottesdienst und Unterricht konnten gehalten werden. Die Gemeinde hatte eine beachtliche Größe erhalten.

Nach den Volkszählungen in Baden lebten in Rohrbach jüdische Einwohner:

1825 91
1832 106
1839 121
1864 85
1871 75
1875 61
1880 53
1890 32
1900 21
1905 12
1910 6
1925 3
1933 2

Für einen jüdischen Gottesdienst sind mindestens 10 Männer erforderlich. Nach 1905 war dies bei 10 jüdischen Personen in Rohrbach nicht mehr möglich. Die Rohrbacher Juden schlossen sich deshalb der Steinsfurter Gemeinde an, die damals noch 58 Personen zählte. Die Synagoge wurde im Januar 1907 für 2.000 Mark an die politische Gemeinde Rohrbach verkauft.

1925 lebten in dem inzwischen abgebrochenen und wieder aufgebauten Haus Heilbronner Straße 75 der Händler Lehmann Stern, *28.08.1878 in Hüffenhardt, mit seinen Söhnen Ludwig, * 28.02.1913 in Rohrbach, und Max, * 26.09.1909 in Rohrbach. Lehmann Stern handelte mit Altmaterialien, die er noch bis ins hohe Alter in einem Leiterwägelchen einsammelte. Sein Sohn Ludwig machte als letzter Jude in Sinsheim das Abitur. Er war aber bei der Volkszählung 1933 schon nicht mehr in Rohrbach. Um 1980 lebte er noch in den USA.

Emil Schumacher hat den Aufsatz 1991 für die Festschrift Kirche und Schule in Rohrbach verfasst.