Sinsheim gedenkt der Deportierten: "Die Erinnerung und Mahnung sind stets wichtig"
Mit einer Gedenkfeier in der alten Synagoge wurde zum 75. Jahrestag der Deportation der Juden aus der Region nach Gurs gedacht - Ausstellung noch bis 8. November geöffnet
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Sinsheim-Steinsfurt. (abc) Eine Veranstaltungsreihe anlässlich der Deportation Badischer Juden in das französische Vernichtungslager Gurs vor 75 Jahren fand jetzt mit einer Gedenkfeier in der Alten Synagoge (Dickwaldstraße) einen ihrer Höhepunkte. Die Volkshochschule, die "Denkmal Aktiv AG" des Wilhelmi-Gymnasiums, das Spielmobil Kraichgau sowie nicht zuletzt der Trägerverein des 1893/94 direkt am Goldbach errichteten Gebäudes erinnerten damit an den Abtransport jüdischer Mitbürger aus der Region auf den Befehl des damaligen Gauleiters Wagner am 20. Oktober 1940.
Gestaltet worden war die gut besuchte Veranstaltung von Schülern des Gymnasiums unter der Schirmherrschaft von OB Jörg Albrecht, der zwischen etlichen Text- und Liedbeiträgen auch ein Grußwort sprach. "Man kann solche Dinge nicht oft genug in Erinnerung rufen", legitimierte das Stadtoberhaupt die Veranstaltungsreihe nochmals und lobte alle Beteiligten für die mehr als gelungene Gedenkfeier. Neben dem Erinnern sei es ihm zufolge auch wichtig, immer wieder zu mahnen, damit sich die damaligen Geschehnisse nicht wiederholen mögen.
Das Lob des Oberbürgermeisters galt allen voran der Schuldekanin Jutta Stier, die den Nachwuchs seit vielen Jahren dafür begeistere, die deutsch-jüdische Geschichte aufzuarbeiten. Ihr sprach auch der Direktor des Wilhelmi-Gymnasiums, Thomas Gißmann, ausdrücklichen Dank aus und rief alle Anwesenden dazu auf, gemäß Deutschlands kollektiver Verantwortung, Menschen anderer Nationalitäten und Glaubensrichtungen mit Toleranz und Achtung zu begegnen.
Diese Botschaft wurde auch in den Beiträgen der vorwiegend weiblichen Mitglieder der "Denkmal Aktiv AG" deutlich, wobei diese zunächst auf die Geschichte der Deportation eingingen. Dann stellten sich die Jugendlichen einzeln vor und verrieten dem Publikum, warum sie sich selbst mit dem Thema Deportation beschäftigen. Das Gedicht "Was nun?" gab einen Ausblick in die Zukunft, ehe die hiesigen Denkmäler der Judenverfolgung (u.a. der Gedenkstein anstelle der ehemaligen Synagoge in Hoffenheim) aufgezählt wurden.
Nach musikalischer Überleitung - ebenfalls durch Schülerinnen des Wilhelmi-Gymnasiums - war "Gedenken und denken und aktiv werden" gefragt ehe mit "Gegen das Vergessen" nochmals an den Sinn und Zweck der Veranstaltung erinnert wurde. Das Schlusswort gehörte der Schuldekanin, die darauf hinwies, dass der gastgebende Verein "Alte Synagoge Steinsfurt" stets Unterstützung brauche, um das besagte Gebäude zu erhalten.
Zwar hätten mittlerweile der Boden sowie die Elektroinstallation erneuert werden können, doch gebe es auch sonst noch jede Menge zu tun. Wer sich davon selbst überzeugen möchte, kann das ehemalige jüdische Gotteshaus an jeden Sonntag bis einschließlich 8. November von 14 bis 17 Uhr besichtigen - inklusive einer Ausstellung von Bildern und Texten zum Thema, die bis dahin dort gezeigt wird.
Die Veranstaltungsreihe "75 Jahre Deportation der Juden aus Baden nach Gurs" geht am heutigen Mittwoch um 9.30 Uhr mit der Vorführung des Films "Elzer" im Citydome Sinsheim weiter und am Montag, 9. November, um 17 Uhr mit einer Gedenkfeier auf dem Synagogenplatz in der Kernstadt zu Ende.
Dieser Artikel ist am 21. Oktober 2015 in der Online-Ausgabe der Rhein-Neckar-Zeitung erschienen. Der entsprechende Text wurde in der Sinsheimer Ausgabe veröffentlicht.
Der Autor Alexander Becker hat uns die Wiedergabe des Textes und der Bilder freundlicherweise gestattet.